Der Hambacher Forst

So sieht es im Hambacher Forst und Umgebung 4 Jahre nach den gewaltigen Protesten aus.

Der Hambacher Forst

Anfahrt

Meine Reise rund um den Tagebau Hambach beginnt an der S-Bahn-Station in Buir, einem kleinen Dorf an der Bundesautobahn 4. Die Autobahn führte hier noch nicht immer entlang, sondern erst seitdem RWE die Autobahn von der Tagebaugrenze verlegt hat, um die darunterliegende Braunkohle abzubauen. Die S-Bahn-Station und das dazugehörige Dorf wurden 2018 weltbekannt bei den Protesten gegen die Rodung des Hambacher Forstes. Ich werde heute nicht im umweltschädlichen Auto unterwegs sein, sondern mit einem Leihrad welches ich direkt am Bahnhof mieten kann.

Manheim

Mit dem Fahrrad mache ich mich auf den Weg nach Manheim, einem ehemaligen 1700 Einwohner Dorf 4 Kilometer entfernt von Buir. Manheim muss dem Braunkohletagebau Hambach weichen, dafür läuft seit 2012 die Umsiedlung nach Manheim-neu. Schon von weiter Entfernung kann ich den hohen Kirchturm der Kirche erkennen. Die Kirche ist schon lange entweiht und es wird wohl auch nicht mehr lange dauern bis diese dem Erdboden gleichgemacht wird. Ein trauriger Anblick der sich bei der gesamten Fahrt durch das ehemalige Dorf nicht mehr ändert. Die meisten Häuser sind schon lange abgerissen und die Menschen sind entweder nach Manheim-neu umgesiedelt worden oder haben das Weite gesucht.

Nach kurzer Zeit wird dann auch der Werksschutz von RWE auf mich aufmerksam und folgt mich ab jetzt durchgehend mehr oder weniger unauffällig durch das Dorf.

Ich verlasse das Dorf Richtung Tagebaugrenze. Dort verliert mich der Werksschutz nach kurzer Zeit aus den Augen. Vor mir steht einer diesen riesigen Schaufelradbaggern die seit Jahrzehnten die Heimat von Zigtausenden Menschen zerstören.

Hambacher Forst

Mein Weg führt mich weiter in den Hambacher Forst, vorbei an der ehemaligen Bundesautobahn 4 die RWE schon so gut wie komplett abgetragen hat. Trotzdem darf ich mal probieren mit dem Fahrrad auf einer Autobahnabfahrt zu fahren. Mein Ziel ist die Oaktown, das letzte verbleibende besetzte Camp im Hambacher Forst, würdevoll auch Hambi genannt.

Von der ehemaligen Autobahn aus geht es auf einen kleinen Waldweg der nach meinen Informationen zur Oaktown führen soll. Schon nach knapp Hundert Metern erkenne ich ehemalige Konstrukte in den Bäumen. In der Ferne erkenne ich Rauch aufsteigen. Weitere Hundert Meter später stehe ich vor der Oaktown. Ich sehe drei männliche Personen am Feuer sitzen, zwei junge Frauen stehen etwas weiter außerhalb bei den Fahrrädern. Ich frage zögerlich, ob ich mich ans Feuer dazusetzten darf. Darauf folgt einen freundliches "Sehr gerne". Ich stelle mich vor, nach ein paar Sätzen fällt mir ein älterer Herr ins Wort und fragt: "Bist du gekommen und zu bleiben?" Ich antworte mit einem zögerlichen: "Das war nicht geplant."
Ich erfahre das die zwei jungen Frauen, die etwas abseitsstehen, erst heute hier angekommen sind und bleiben wollen. Beide sind in der Klimabewegung aktiv und waren auch in Lützerath dabei.

Wir sprechen über die Geschehnisse vor kurzem in Lützerath, über die Macht von RWE und das Versagen der Grünen in NRW. Ein interessantes und offenes Gespräch entwickelt sich. Nach einer halben Stunden entscheide ich mich das Camp wieder zu verlassen, um sie nicht weiter beim Kaffeetrinken zu stören.

Morschenich

Weiter führt mich der Weg zu dem letzten Ort der heutigen Reise rund um den Tagebau Hambach. Morschenich sollte ein ähnliches Schicksal wie Manheim haben und auch dem Erdboden gleich gemacht werden. Für das ehemals mit 500 Einwohner bewohnte Dorf indem nur noch ein Bruchteil der ehemaligen Einwohner lebt, hat sich Anfang 2020 alles geändert. RWE erklärte damals das, dass Dorf nicht abgebaggert werden soll. Da waren aber schon so gut wie alle Bewohner umgesiedelt, viele Häuser abgerissen und die Kirche entweiht. Genau so sieht das Dorf auch aus, es hat etwas wie eine Geisterstadt. Bei so gut wie allen noch stehenden Häusern sind die Rollos heruntergelassen und die Fenster teils zugemauert.

Ein schrecklicher Anblick von einem Dorf was keinerlei Lebensqualität mehr bietet und aufgrund wirtschaftlicher Interessen einens Großkonzerns zerstört wurde.